Andrey hatte einen Traum…

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Wie alle Jungs, Andrey hatte einen Traum… Er wünschte es ihm, einen Fahrrad und ein Laptop zu haben, und dass seine Eltern ihn auf coole Reisen mit nehmen würden, oder dass er mit seinen Eltern einkaufen geht. Diese Träume sind nichts Besonderes, ganz ordinäre Wunsche. Doch wie auch für jeden Jungen, solche Wünsche waren für Andrey besonders. Mit seinen Eltern waren eben solche Wünsche etwas ganz Unreales. Warum bin ich so unglücklich mit meinen Eltern, fragte er sich…

Sein Vater war Busfahrer und nahm oft Andrey mit auf die Fahrten durch die Strassen von Kaliningrad by Nacht. Sie fuhren durch menschenleeren Strassen und Andrey war sehr glücklich. Er war mit seinem Vater. Eigentlich, war das die einzige gute Erinnerung an seinen Vater. Denn sonst waren nur die Strassen für Andrey da. Die Strassen boten sich ihm an als Freunde, Ratgeber und Zuhause. Das riss das Herz des Jungen, doch es gab keine andere Alternative für ihn. Nur die Strassen.

Die Neujahrfeier. Die Eltern sind betrunken wie immer. Sein Freund bot ihm an, auch Wodka zu probieren.

«Es ist so bitter, doch es ist cool», — sagte Andrey , wenn er seinen ersten Wodka probiert hat. So fäng das neue Leben an für Andrey . Ein Leben voll an zweifelhaften Vergnügen.

Ganz schnell hat Andrey gelernt, wie man von Geschäften etwas stehlen kann. Mit dem Gestohlenen kam auch das erste Geld. Er hatte immer mehr und mehr Geld. Diese Geld reichte nicht nur für das Wesentliche, sondern auch für… Pillen. Wenn er diese Pillen nahm, fühlte er sich ganz toll. Er wollte nicht essen oder schlafen, er war immer schwungvoll und bereit zum Abenteuer. Seine Freunde schätzen ihn, weil er eben immer diese Pillen dabei hatte . Andrey wurde zu einem Häuptling von seiner eignenen kleinen Clique.

So ist ein Jahr vergangen. Seine Eltern haben ihre elterlichen Rechte für Andrey aufgegeben. Der Junge wurde in ein Sozialzentrum gebracht. Erzieher und Kinder in diesem Sozialzentrum mochten Andrey nicht. Für sie war er Geächtete. Wertlos. Hoffnungslos. Unfähig mit anderen Kindern in Gemeinschaft zu leben. Andrey lief von dort weg.

Es war Herbst. Ende November. Sehr kalt. Nach vier Monaten eines Flüchtlingslebens sass Andrey mit seinen Strassenfreunden und hörte einen von ihnen Etwas von einem «Apfelbäumchen» («Yablonka») erzählen. Andrey wusste nicht, was es von ein «Apfelbäumchen» war, doch das, was sein Freund erzählte, hörte sich gut an. In diesem «Apfelbäumchen» («Yablonka») konnte man etwas zu essen kriegen und auch seine Klamotten waschen. So kam Andrey zu «Yablonka».

Er war sehr zurückhaltend und nicht sprechbereit am Anfang. Er brauchte Zeit, um sich anzupassen, wie er dachte. Doch das schaffte er ziemlich schnell. Keiner dachte von ihm, dass er ein Geächtete ist. Man schätzte ermutigte ihn.

Selbstverständlich, ran er weg. Das passierte nicht nur einmal. Doch jedes Mal kam er nach «Yablonka» zurück. Vielleicht, hat er damals schon bemerkt, dass er gewünscht und geliebt ist hier, bei uns in «Yablonka».

Wenn er das nächste Mal weg gegangen und wieder zurück gekommen ist, hatte er ein Gespräch mit einem Erzieher in «Yablonka». Nach diesem Gespräch haben wir Andrey … weinen gesehen. Das erste Mal. Und dann kam Andrey zu unserem Intendant und sagte: «Iwanych, gib mir eine echte Aufgabe, welche Du einem echten Mann geben würdest». Das war eine ganz neue Stufe in Andrey’s Leben.

Seine Freunde liessen ihn nicht in Ruhe. Oft kamen sie nach «Yablonka», um Andrey mit auf die Strasse zu nehmen. Doch er blieb in «Yablonka». Heute ist Andrey in der Armee. Für die kommende Neujahrfeier warten wir auf Andrey , denn er will uns besuchen kommen. Wir freuen uns schon jetzt darauf, dass wir ihn sehen! Und wir freuen uns auch, dass er seinen Charakter und seinen Weg im Leben gefunden hat.

Ein besonderes Dank möchten wir auch «Yablonka»-Erziehern sagen, die es einem verwirrten Jungen erklärt haben, dass man sich auch in ganz schweren Lebenssituationen nicht verlieren soll und stark bleiben kann.


Yana SALOMATINA